Der fesselnde Roman ist weder eine der landläufigen Krankengeschichten, noch ist er nur eine Abrechnung mit dem Krankenhauswesen. Zwar wird all das angesprochen, was das heutige Gesundheitssystem unmenschlich macht, aber die Autorin kleidet Verzweiflung, Schmerz, Wut und all die Gefühle, die einen in einer Klinik überfallen können, in eine oft umwerfend poetische Sprache. Sie verwandelt das Klinikum Moribundes immer wieder in einen nahezu zauberhaften Ort, an dem aus feinstem Mull zarte Blüten im Haar werden, aus einem Krankenhaus ein im Schnee gelandetes Ufo und aus einer an Krebs erkrankten jungen Frau eine kahle Königin. Krankheit und Tod stehen in diesem sprachgewaltigen Roman immer wieder in engster Verbindung zu Poesie und Schönheit. Und genau diese Verbindung gibt den Protagonisten die Kraft zur Revolte, ja die Kraft zum Leben. Oder ist es die schier grenzenlose Macht der Phantasie? (...) Für "Die Erfüllung der Wünsche" sollte man sich Zeit nehmen und sich beim Lesen sehr viel Zeit lassen, um sich in dieser kunstvollen "Übung" von Wort zu Wort, Satz für Satz, bis zur Entscheidung tragen zu lassen.
Lesart. Unabhängiges Journal für Literatur 4/2014, Maria Panzer


Raffiniert konstruiert und folglich auch ziemlich komplex: Der neue Roman der deutschen Autorin Kerstin Kempker ist nichts für Schnellleser und Überflieger. (...) Die ungebremst fließende, metaphorische Sprachgewalt macht diesen Text wirklich zu etwas Außergewöhnlichem. (...) Ein durchaus zu empfehlendes Werk, sowohl inhaltlich als in erster Linie auch aufgrund des absolut überzeugenden, faszinierend poetischen Sprachgebrauchs.
edition schreibkraft, Heft 27, Clara Koisser


Selbst die Bürokratie wird bei Kempker zur Poesie. Bedrohlich zieht sie sich durch ihren Roman, der vielmehr ein Langgedicht zu sein scheint. Geradezu lyrische Bilder, Wendungen und Rhythmen beleuchten "zwielichtige Zwischengeschichten" (...) Doch gerettet wird Roswitha durch Kempkers sprechende Synästhesie, die die tranceartige Poesie neben scharfem Zynismus über den Roman hinweg aufrechterhält. Gerettet wird Roswitha von der Ich-Erzählerin, die Roswitha blinzeln sieht und meint, sie "hören zu sehen". Was Kempker mit Die Erfüllung der Wünsche hat entstehen lassen, ist lyrische Prosa der besonders subtil-feinfühligen Sorte. Ihre Figuren sind Patienten, unter dem Messer der Bürokratie. In ihrer ganzen Menschlichkeit, ihrer Würde, ihrem Gefühl, werden sie "aufgeschnitten und zugenäht", werden so zum literarischen Kontrapunkt.
Am Erker Nr. 69, Pia Soldan