Unterbrochen wird der Textfluss von Zeit zu Zeit durch schwarz-weiße Fotoausschnitte, die thematisch passend Fragmente eines Lebens zeigen: (...) In ihnen kulminiert das Geschriebene, sie holen die Assoziationen des Literarischen ins Konkrete zurück. Das durchkreuzt vielleicht so manchen Lesers Fantasie – denn die Autorin schafft es trotz erzählerischer Abstraktion, Bildhaftigkeit entstehen zu lassen, sodass man Farben, Orte und Menschen vor seinem inneren Auge unweigerlich in persönlichen Vorstellungen zusammenführt –, ist in sich aber ungemein stimmig, macht die Erzählung womöglich überhaupt erst rund. Vielleicht sind es auch die Fotografien selbst, im Gedächtnis abgespeicherte Momentaufnahmen, die lange Vergessenes, Verdrängtes im Moment der Krise an die Oberfläche drängen lassen? Diese Frage lässt die Erzählung offen; nichtsdestotrotz ist die Korrelation zwischen Bild und Text, zwischen figurativer und textlich-allegorischer Bildlichkeit eine ungeheuer starke. (...) Für Liebhaber ausdrucksstarker, anspielungsreicher, oft dichterischer Sprache ist die Erzählung jedenfalls ein Fest.

Schreibkraft – Das Feuilletonmagazin Heft 32, Graz, Juni 2018, Clara Posch


Der Vater (...) ist es, der die flimmernde New Yorker Realität des Heute mit den fragmentarischen Erinnerungen an die Kindheit verknüpft. Wenn die Abbildung der »Flimmerkurve« des Protagonistinnenherzens über der der väterlichen Handschrift liegt, scheint das eine dem anderen zu entsprechen. Der Vater schreibt das Vorhofflimmern der Tochter, welches die Beziehung zum Vater illustriert. Das Tochterherz ist der Wellensittich Hansi, den der Vater in seiner Faust über die Grenze nach New York schmuggelt. »Mache ich piep, nimmt Vater mich in den Mund und schluckt. Der Zöllner bäte ihn sonst zur Kasse. Seine Hand in der Jackentasche, in meinem Nest ist mein Mouml;rder daheim.«

Kempkers Roman trägt den Untertitel Ein Flimmern und bezeichnet so, was er tut und wie er es tut, denn es geht nicht nur um das Vorhofflimmern der Protagonistin: Die Fotografien flimmern zwischen den Sätzen, die poetische Bilder flimmern lassen. Dazwischen flimmern Tagebucheinträge der Mutter über die Kinder und Kuuml;rzestgeschichten, die die Figuren in anderem Licht aufflimmern lassen. Doch jeder Satz, jedes Bild gehouml;rt hinein in das Ganze, in die Geschichte einer Kindheit auf der einen und in das Kunstwerk auf der anderen Seite.

Am Erker Nr. 75, Münster, Juni 2018, Pia Soldan


Vater, Mutter, Geschwister – seltsamer Abgrund. Magisches Erzählen, still, fast wie murmelnd... Kerstin Kempker schreibt in ihrem komplett eigenen Rhythmus, folgt nur ihrem (flimmernden) Herzen, ihren Gedanken. Immer wieder steht die Zeit still, stockt dem Leser der Atem. Woher hat sie diese Sätze, Vergleiche, Bilder? Dies hier, der Schluss von Bruderherz: »Wir wissen nicht voneinander. Keiner kehrt zurück. Am Ufer steht Mutter und ruft. Die letzten Lichter verlouml;schen. Einen Moment ist es ganz still.« Was kann man Kritisches sagen über dieses Buch? Nichts. Das ist große Literatur.

Wuppertaler Rundschau, 18. April 2018, Stefan Seitz


Berührend, komisch und hochpoetisch.

WDR5 Bücher »Autoren im Gespräch«, 21. Oktober 2017. Rezension von Bettina Hesse und Gespräch mit Marija Bakker:
www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/buecher/autor-im-gespraech/kerstin-kemper-100.html


Zwischen Wachen und Träumen gibt sich die ... Erzählerin den Bildern aus der Kindheit hin. Vor allem beschwert sie der Gedanke an ihren Bruder, der ihr nach einem Streit abhanden gekommen ist. Kerstin Kempker erzählt intensiv, poetisch und assoziativ, lässt einen Film durch den Kopf flimmern und die Leserin tief in ihre Gedankenwelt eintauchen.

Buchkultur 174, Oktober/November 2017, Ditta Rudle